Hier finden Sie einige Fragen zum Werk "Zum wilden Mann", welche wir uns gestellt haben und die Ihnen helfen soll, einige Aspekte des Buches besser zu verstehen.
1. Welcher Zusammenhang hat das Werk mit dem Teufelspakt?
Nachdem sich Philipp und Agostin ausgesprochen haben, beschließt Agostin eine Weile zu bleiben. Die Dorfgemeinschaft findet es spannend, dass hier endlich einmal etwas passiert. Die Schwester und der Pastor sind jedoch skeptisch, denn in der Nähe von Agostin fühlen sie sich unwohl. Unbegründet ist das Gefühl aber nicht: bald gibt Agostin zu, sein Geld zurückhaben zu wollen. Kristeller, der bis zum Ende gutgläubig bleibt, geht darauf ein. Er verkauft sein Hab und Gut und zahlt das Geld, das er einst von Agostin erhalten hat, mit Zinsen wieder zurück. Ausserdem erhält Agostin das Rezept für den „Kristeller“, mit dem er im Ausland viel Geld verdienen kann. Philipp und Dorothea leben fortan in Armut und können niemandem erzählen, was wirklich vorgefallen ist. Immer wieder wird in der Erzählung auf den Teufel verwiesen und Worte wie „Seele“, „Menschenalter“, „Feuer“ und „Rot“ werden wiederholt. Agostin begegnet einem „Teufels-Arzt“, befindet sich auf dem Schiff „Diablo Blanco“ und freut sich über die Anwesenheit von Fliegen, welche in der Bibel auf den Teufel verweisen. Merkwürdigerweise legt sich auch der Sturm, als Agostin die Apotheke betritt, so als hätte das Wetter die Ankunft des Agostin angekündigt. Und kurz nachdem Philipp das Geld annimmt, stirbt seine Verlobte – als Austausch? Könnte man hier von einem Teufelspakt sprechen? Im Text wird dies nicht explizit geäußert, es werden nur immer wieder Andeutungen gemacht, die darauf angelegt sein könnten, es aber nicht müssen. 3. Wieso spricht der Autor am Anfang vom Leser und Erzähler?
Der Erzähler setzt sich in der Geschichte auf dieselbe Ebene wie der Leser. Von den Figuren in der Novelle könne sie jedoch nicht wahrgenommen werden, in der Geschichte sind sie also heterodiegetisch. Erzähler und Leser befinden sich auf einer eigenen Ebene, die Metaebene. Wilhelm Raabe benutzte diese Schreibweise um zu Beginn die Umgebung zu beschreiben, damit der Leser das Gefühl hat, dabei zu sein. Als Leser fühlt man sich abgeholt und es ist spannend auf diese Weise einen Beschrieb zu lesen. |
2. Durch welche Eigenschaften stellt Raabe Kristeller als „menschlicher Idealtyp“ dar?
Bereits zu Beginn der Erzählung erweist sich Kristeller als sehr fürsorglich, indem er „schärfer und schärfer“ auf seinen Freund August achtet (S. 26. Z. 36- S. 27 Z.1). Er sagte er würde „Blut und Seele dran geben, ihm zu helfen“(S. 27 Z. 7). Nach dem Zusammenbruch von August auf dem Blutstuhl, spürt Kristeller dessen Leid und versucht sich auf die gleiche Stufe wie August zu stellen. Durch das Verschwinden Augusts nach dessen Zusammenbruch, erhält er einen Geldbrief, welcher ihm ermöglicht die Apotheke „Zum wilden Mann“ zu kaufen. Allerdings investiert er das Geld nicht sofort, sondern holt sich die Meinung seiner Verlobten Johanne dazu ein. Nach dem Kauf hält er August täglich den besten Platz in der Apotheke frei, für den Fall, dass dieser zurückkehre (S. 40 Z. 34-36). Nach 30 Jahren kommt August wieder zurück. Kristeller empfängt ihn sehr gastfreundlich, indem er seinen Eintritt als eine grosse Ehre und ein Vergnügen empfindet (S. 40 Z. 30- 32). Kristeller freut sich, dass sein alter Freund wieder da ist und bemerkt dessen eigentlichen Absichten nicht. Er ist enttäuscht, dass August seiner „Schwester mehr Zutrauen als ihm bewiesen hat „ (S. 91 Z. 35-36). Er würde ihm liebend gerne alles zurückzahlen, da endlich auch für ihn die Stunde gekommen sei, ihm auf seinem „Wege zum Glücke behilflich sein zu können“ (S. 90 Z. 18-20). Zum Schluss verschwindet August mit dem gesamten Geld, ohne sich zuvor richtig zu verabschieden, was Kristeller sehr verletzt (S. 98 Z. 9-11). Nun steht er mit leeren Händen da, doch anstatt sich über seinen „Freund“ zu beschweren, ist er froh, dass „sein Geld doch einem Menschen für eine Stunde Behagen gegeben hat, was man wahrhaftig nicht von jedem Gelde sagen kann, und wenn es auch wie hier zwölftausend Taler wären“ (S. 100 Z. 15- 19). Kristellers nicht zu brechender Glaube in das Gute, trotz des durch die Rückkehr Augusts traurigen Schicksals, verkörpert aus Raabes Sicht den menschlichen Idealtyp. 4. Welche Bedeutung hat der Blutstuhl?Die Familie von August war eine sogenannte Henkersfamilie. Als letzter Spross einer Scharfrichter-Familie mit jahrhundertelanger Berufstradition musste August, vor dreißig Jahren vom Staat aufgefordert, seines Amtes walten. Als er sein erstes Opfer tötete, trug August diesen auf seinem Rücken bis zum Blutstuhle hinauf.
Als pflanzenkundiger Gehilfe des alten Apothekers musste der junge Philipp im Sommer ein Moos suchen, das in der Nähe des Blutstuhls im Verborgenen gedieh. Förster Ulebeule kennt jene „unbeschreiblich grotesk zerklüftete Steinmasse“, die den heidnischen Vorfahren als Opferstelle diente. In dieser waldigen Gegend traf Philipp ab und zu einen anderen jungen Botaniker, den Herrn August. Man machte sich bekannt. August stand „ganz allein in der Welt“. Einmal verhielt sich Herr August wie ein Wahnsinniger. Philipp fand den Herrn auf den felsigen Blutstuhl der Länge nach hingeworfen. Philipp konnte sich Augusts Verhalten nicht erklären. Bald nach dem merkwürdigen Vorfall wanderte August nach Übersee aus und ließ sein Vermögen im Werte von neuntausendfünfhundert Talern bei Philipp zurück. Von dem Geld kaufte Philipp von seinem Prinzipal die Apotheke. Viele Sagen und Mythen haben sich gebildet, um die Besonderheit dieses Ortes erklärbar zu machen. Er wurde daher bereits 1833 sowie 1852 durch den Landrat unter Schutz gestellt, um den Abbau des begehrten Bausandsteins zu unterbinden. |